Schutz vor lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen geht unter die Haut
Erste Implantation eines subkutanen Defibrillators in Bottrop
Herr Pott war 51 Jahre, als er mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus gebracht wurde. Ein Blutgerinnsel in den Herzkranzgefäßen hatte zu einem akuten Gefäßverschluss geführt. Die Folge war eine Unterversorgung der Herzmuskelzellen mit Sauerstoff und ein Teil des Herzmuskels starb ab.
Es wurde eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt und der Gefäßverschluss, der den Infarkt verursacht hatte, wurde mit einem Stent versorgt. Doch schon kurz nach dem Infarkt zeichnete sich ab, dass Herr Pott auch dauerhaft eine Herzschwäche zurückbehalten würde, weil ein Großteil der Herzmuskelzellen zu lange ohne Sauerstoffversorgung war. Unklar war jedoch zunächst, wie schwer die Einschränkung der Herzleistung auf Dauer bleibt.
„Unter einer optimalen medikamentösen Therapie kann sich ein Teil der Herzmuskelzellen, die beim Infarkt geschädigt werden, auch wieder erholen“, so Dr. Christ, Chefarzt der Klinik für Kardiologie im Knappschaftskrankenhaus Bottrop. „Herzmuskelzellen, die noch nicht vollständig abgestorben sind, nehmen ihre Funktion mit der Zeit wieder auf und die Herzschwäche bildet sich im besten Fall zu einem Großteil zurück.“, so der Mediziner.
Dieses Glück hatte Herr Pott nicht. Obwohl er für sein Herz sechs verschiedene Medikamente einnahm, wurde die Herzleistung auch in den nachfolgenden Wochen nicht besser. „Bei Patienten mit fortbestehender Herzschwäche nach Infarkt besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen.“, so Dr. Christ. „Bei diesen Hochrisiko - Patienten muss über die Implantation eines Defibrillators entschieden werden, einem Gerät, das Herzrhythmusstörungen erkennt und durch die Abgabe eines Stromimpulses behandelt.“
Für die ersten Wochen nach dem Infarkt hatte Herr Pott von der Klinik einen tragbaren Defibrillator bekommen, den er vergleichbar einer Weste am Körper tragen konnte. „Mit Hilfe eines solchen tragbaren Defibrillators sind die Patienten auch in der ersten Zeit nach einem Infarkt vor dem plötzlichen Herztod geschützt. Man muss also nicht immer sofort einen Defibrillator implantieren, sondern kann zunächst abwarten und auf eine Erholung der Herzschwäche hoffen.“, so Dr. Grett, leitender Oberarzt in der Kardiologie im Knappschaftskrankenhaus. Stellt sich dann jedoch nach ein paar Wochen heraus, dass sich die Pumpleistung des Herzens nicht mehr erholt, erfolgt die dauerhafte Implantation eines Defibrillators unter die Haut der betroffenen Patienten.
„Bei herkömmlichen Defibrillatoren wird eine Elektrode durch die Schlüsselbeinvene ins Herz vorgeschoben und mit einer Schraube im Herzmuskel befestigt.“, so Dr. Grett. Seit ein paar Jahren gibt es jedoch auch einen sogenannten subkutanen Defibrillator (S – ICD), der ohne jeglichen Kontakt zum Herzen direkt unter der Haut implantiert werden kann. „Der Vorteil eines solchen S – ICD liegt in erster Linie in dem geringeren Infektionsrisiko für das Herz. Gerade bei schwer kranken Patienten haben wir Kardiologen immer die Angst, dass sich eine herkömmliche Elektrode im Herzen entzündet, und dass es hierbei im schlimmsten Fall sogar zu einem Übergriff der Entzündung von dem Kabel ausgehend direkt auf das Herz kommt.“, erklärt Dr. Grett.
Subkutane Defibrillatoren sind jedoch nicht für alle Patienten geeignet, vielmehr müssen zunächst verschiedene Tests bestätigen, dass der S – ICD für die betroffenen Patienten auch wirklich von Nutzen ist. Auch aus diesem Grund werden subkutane Defibrillatoren bislang nur in wenigen Kliniken implantiert.
„Ich bin sehr froh, dass wir mit Dr. Grett einen ausgewiesenen Experten in der ICD Therapie für das Knappschaftskrankenhaus in Bottrop gewinnen konnten, der unter anderem auf eine langjährige Erfahrung in der Implantation von S – ICD zurückgreifen kann.“, so Dr. Christ.
Und auch Herr Pott freut sich, ist er doch damit der erste Patient überhaupt, der in Bottrop einen solchen S – ICD implantiert bekommen hat.
Der Ltd. Oberarzt Dr. Martin Grett (in seiner Hand ein subkutaner Defibrillator) mit dem Patienten Herrn Pott.