Knappschaftskrankenhaus Bottrop geht in Zeiten der Corona Pandemie neue Wege in der Nachsorge von Herzschrittmachern und Defibrillatoren
Patienten mit Herzschrittmachern und Defibrillatoren müssen regelmäßig kardiologisch untersucht werden. „Wie bei einer TÜV Untersuchung für das Auto müssen auch Herzschritt-macher und Defibrillatoren regelmäßig auf ihre Funktion hin überprüft werden“, erklärt Dr. Martin Christ, Chefarzt der Klinik für Kardiologie im Knappschaftskrankenhaus Bottrop. Normalerweise gehen die Patienten hierfür alle drei Monate zu ihrem Kardiologen, der diese Prüfung in seiner Praxis oder im Krankenhaus vornimmt.
Aufgrund der aktuellen Corona Pandemie kostet es jedoch viele Patienten Überwindung für eine Routineüberprüfung den Arzt zu konsultieren. „Viele Patienten mit Herzschrittmachern und Defibrillatoren sind älter und weisen eine Reihe an Begleiterkrankungen auf, die mit einem erhöhten Risiko für einen schwerwiegenden Verlauf einer Covid – 19 Infektion einhergehen würden“, weiß Dr. Christ zu berichten. „Dennoch ist es natürlich wichtig, dass auch bei diesen Patienten die Herzschrittmacher und Defibrillatoren einwandfrei arbeiten, und dass es nicht zu einer Gefahr der Unterversorgung dieser Patienten kommt.“
Um eine leitliniengerechte Therapie sicherstellen zu können, gehen die Kardiologen im Knappschaftskrankenhaus Bottrop daher jetzt neue Wege und kontrollieren einen Großteil der Herzschrittmacher und Defibrillatoren fortan telemedizinisch. „Mit einer kleinen Sendeeinheit auf dem Nachttisch schicken uns die Herzschrittmacher und Defibrillatoren unserer Patienten täglich ihre Messwerte. Das erlaubt es uns viel schneller auf Veränderungen in den Messwerten zu reagieren. Dies reduziert die Anzahl der Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte unserer Patienten auf ein Minimum.“, so Dr. Christ.
Aktuell werden weniger als 20 Prozent aller ICD- und CRT-Patienten in Deutschland mit Hilfe einer solchen Telemedizin betreut, obwohl die telemedizinische Funktionsanalyse eine Kassenleistung und in den kardiologischen Behandlungsleitlinien verankert ist. In den USA und Frankreich werden dagegen bereits jetzt bis zu 90 Prozent aller Patienten mit implantierten Defibrillator telemedizinisch nachversorgt.
Analog zur Ausweitung anderer digitaler Lösungen, wie der Videosprechstunde, appelliert daher auch der Bundesverband Medizintechnologie, die telemedizinische Versor-gung in aktuellen Krisenzeiten flächendeckend anzuwenden. Im Verbund aller Knappschaftskliniken konzentriert man sich in der jetzigen Situation ebenfalls mehr auf telemedizinische Versorgungsmöglichkeiten.
Dr. Christ und sein Patient Reinhold Nathrath bei der Übergabe der Sendeeinheit zur telemedizinischen Überwachung des Herzschrittmachers